Der Anfang des Unternehmens
Am 12. Dezember 1837 eröffnete Johann Heinrich Schmidt in der Färbergasse
9 seine eigene Werkstatt und begründete damit das traditionsreiche
Unternehmen. Sein am gleichen Tag ausgestellter Meisterbrief berechtigte
ihn fortan in der Stadt Wurzen Blei zu gießen, Türme zu decken
und in den Häusern Arbeiten aus Blei, Weiß- und Schwarzblech
auszuführen.
Schmidt führte in der nahe gelegenen Stadtmühle Reparaturen aus.
Er entwickelte Elevatoren, die er sich, weil sie sich gut bewährten,
patentieren ließ.
Bald erhielt er Aufträge für die Fertigung von in- und ausländischen
Mühlen. Schließlich ging man auch zum Bau von Transportschnecken,
Förderbändern und ganzen Transportanlagen über.
Der zweite Sohn des Betriebsgründers, Heinrich August Schmidt kaufte
nach Erwerb des Klempnermeistertitels am 1. April 1874 das Unternehmen und
führte es als "H. Aug. Schmidt, Klempner & Eisenwarengeschäft"
weiter.
Die Elevatoren erfreuten sich einer ständig steigenden Nachfrage. Seit
1878 hatten die Becher eine Form, welche die Transportleistung auf das Dreifache
steigerte.
Zunächst wurden für leichtes Schüttgut flachbombierte Becher
hergestellt, später kamen größere tiefbombierte Becher für
Getreide hinzu.
Schon 1879 war das Unternehmen auf überregionalen Fachmessen vertreten.
Aus der Klempnerwerkstatt wird eine Fabrik
Bis 1891 erweiterte sich das Angebot der "Blechwarenfabrik"
um Dachrinnen, Fallrohre und Dachverkleidungen aus Zinkblech.
Keksdosen wurden zu Tausenden gefertigt. Elevatorbecher und Versanddosen
machten 90% der Produktion aus.
Für die Herstellung der Förderbänder, Förderschnecken,
Kettenförderer, Schrägaufzüge, Gleisseilbahnen, Silo- und
Speichereinrichtungen war die Werkstatt in der Färbergasse schon
lange zu klein geworden.
1889 wurden 18 Arbeiter beschäftigt. Damit war auch in dieser Hinsicht
der Rahmen eines Handwerksbetriebes längst gesprengt.
Schmidt erwarb ein Gelände zwischen den Bahnhofsanlagen und der Nemter
Straße und baute hier ein zweigeschossiges Hauptgebäude mit
zwei anstoßenden Seitenflügeln, die1890 bezogen werden konnten.
Die Anlage wurde über eine Drehscheibe mit der Staatsbahn verbunden.
Nun konnte auch eine Dampfkraftanlage zum Betrieb der Werkzeugmaschinen
installiert werden.
Später entstanden Gebäude für die Beizerei, Verzinnerei
und Verzinkerei, 1908 zudem eine große Montagehalle für Bagger
und Krane sowie eine geräumige Blechschlosserei. 1910 erhielt Schmidt
den Titel eines Großherzoglich Sächsischen Kommerzienrates.
Das 75. Gründungsjubiläum wurde im Jahr 1912 mit den inzwischen
zweihundert Beschäftigten feierlich begangen.
Da Schmidt zunehmend durch Zuckerkrankheit in seiner Arbeit behindert
wurde, entschloss er sich 1914 zum Verkauf des Unternehmens. Er gewann
dafür einen entfernten Verwandten, den Ingenieur Paul Schulz. Er
wurde zunächst Mitinhaber des Unternehmens, das nun als Kommanditgesellschaft
firmierte. Ab 1916 war er alleiniger Inhaber.
Vier Wochen nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Schulz eingezogen
und 1915 nach schwerer Erkrankung aus dem Kriegsdienst entlassen.
Schmidt schied während der Inflation aus dem Unternehmen aus und
starb 1925, Paul Schulz verstarb 1933.
Im Mai 1934 erteilte die Inhaberin Hertha verw. Schulz ihrem älteren
Sohn, dem Ingenieur Paul Schulz sowie dem Kaufmann Erich Hofmann Prokura.
Paul Schulz jun. hatte die technische Leitung inne und Erich Hofmann die
kaufmännische.
Zum hundertsten Gründungstag im Jahr 1937 übertrug Hertha Schulz
ihrem zweiten Sohn Ernst Schulz, ihre Firmenrechte.
Während des Krieges wurden Paul und Ernst Schulz eingezogen, kehrten
jedoch gesund zurück.
Wiederaufbau und Verstaatlichung
Von September 1945 bis Anfang 1946 wurde der Betrieb von der russischen
Besatzungsmacht bis auf drei Maschinen demontiert. Es gelang jedoch, die
Produktion wieder in Gang zu setzen.
Am 1. Januar 1959 wurde staatliche Beteiligung aufgenommen. Am 1. Mai
1972 erfolgte die Verstaatlichung zum VEB Baggerbau.
Paul Schulz war bereits mit seinem Tod am 9. April 1974 ausgeschieden.
Ernst Schulz gab nach Erreichen des Rentenalters 1977, seine Funktion
als Werkdirektor ab.
Im Zuge des Zusammenschlusses kleiner VEB gleicher Branche innerhalb des
Wirtschaftsrates Leipzig, wurde zum 1. Januar 1978 der VEB Fördertechnik
im Kombinat Leipziger Metallbau gebildet. Die Produktionspalette umfasste
Eimerkettenbagger, Bohrgeräte für geologische Bohrungen, Anbaugeräte
für Gabelstapler sowie Förderschnecken und -becher.
In eigenen Händen
Am 1. Mai 1990 konnte der VEB als H. Aug. Schmidt Transportanlagen GmbH
reprivatisiert werden.
Ing. Frank Schulz, der jüngere Sohn von Ernst Schulz übernahm
als Geschäftsführer die Leitung des Betriebes.
Die Entwicklung und Produktion von Gurtbandförderern wurde erweitert,
die Fertigung von Eimerkettenbaggern weiterentwickelt und mit einer automatischen
Steuerung ausgestattet.
1993 erfolgte die Produktion des 1100 Eimerkettenbaggers. Mittlerweile
wurde die Geschäftsführung an Frank Schulz jun. übertragen.
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