O&K
Eimerkettenbagger von Orenstein & Koppel
Stand 08.03.2009 P. Meyer
Am 1. April 1876 gründeten die Kaufleute Benno Orenstein und Arthur Koppel
in Berlin ein Handelsunternehmen "Bergwerks- und Hüttenbedarf".
Von Beginn an spielten Feldbahnen im Vertriebsprogramm eine so große Rolle,
dass schon nach wenigen Jahren die Fertigung eigener Lokomotiven, Gleise und
Wagen in diversen Berliner Fabriken aufgenommen wurde. Diese Produkte begründeten
den Weltruf des Namens "Orenstein & Koppel", der bis zum Ende
des 20. Jahrhunderts andauern sollte.
Als Ergänzung zu den im Erdbau und bei der Rohstoffgewinnung eingesetzten Feldbahnen boten sich Baggermaschinen an, zumal der deutsche Wettbewerber "Lübecker Maschinenbau- Gesellschaft (LMG)" diese bereits seit 1876 erfolgreich baute. Im Jahr 1902 wurde in der neugebauten "Waggon- und Weichenbauanstalt Spandau" die Fertigung von Eimerkettenbaggern aufgenommen, zunächst in Holzkonstruktion mit Antrieb durch Dampflokomobile oder Spiritusmotor oder auch von Hand. Der erste ganz aus Eisen gebaute Eimerbagger wurde von Spandau 1904 hergestellt mit einer stehenden Schiffsdampfmaschine als Antrieb. Neben dem Schienenfahrwerk für Trockenbaggerungen lieferte man von Anfang an auch Baggermaschinen auf Ponton für Nassbaggerungen. Die Nassbagger erreichten jedoch nicht die Stückzahlen der Trockenbagger und werden ab 1930 auch in den Prospekten kaum noch erwähnt.
Innenansicht einer Montagehalle der Baggerbauanstalt
Spandau aus einem Katalog von 1911 /2/
Diese Entwicklung ab 1902 lief noch unabhängig von der weiter oben erwähnten LMG, erst 1911 übernahm die Orenstein & Koppel AG die Aktienmehrheit an der LMG. Die Vereinigung mit der Lübecker Gesellschaft bedeutete den Fortfall der Konkurrenzsituation und setzte das frei, was heutzutage hochgebildet als Synergie bezeichnet wird. Von da an konnten jedem Werk diejenigen Baggerkonstruktionen zugeteilt werden, die seiner besonderen Einrichtung am besten entsprachen. Der Bau der größeren Eimerbaggertypen, vorzugsweise für den Einsatz im Tagebau oder auf Schwimmkörpern, wurde nach und nach bei O&K eingestellt und der LMG in ihrem maritimen Umfeld überlassen.
Über Jahrzehnte hinweg blieben folgende Haupt-Typen
der O&K-Eimerkettenbagger im Programm, hier die technischen Daten von ca.
1911 (alle mit Schienenfahrwerk) nach /2/:
O&K |
Typ 1
|
Typ 2
|
Typ 3
|
Typ 5
|
Typ 10
|
Typ 15a
|
Typ 20
|
Typ 30
|
Eimerinhalt in Litern |
18
|
25
|
35
|
50
|
100
|
150
|
200
|
300
|
Baggertiefe |
3 m
|
4 m
|
5-8 m
|
6-8 m
|
6-8 m
|
8-10 m
|
10-14 m
|
12-18 m
|
Baggerleistung in cbm/Std. |
8-16
|
19-37,5
|
40-52,5
|
67,5-90
|
112-150
|
140-188
|
320
|
480
|
Fahrwerk |
Schiene
|
Schiene
|
Schiene
|
Schiene
|
Schiene
|
Schiene
|
Schiene
|
Schiene
|
Dienstgewicht |
7-15 to
|
18-25 to
|
20-30 to
|
30-40 to
|
44 to
|
50-70 to
|
95 to
|
130 to
|
Wenn auch in großer Anzahl gebaut, so waren es keine exakt gleichen Seriengeräte,
eher bediente man sich eines Baukastens, was man an der Spannweite der Leistungsangaben
und Dienstgewichte gut sehen kann. Fast unendlich war die Anzahl der gelieferten
Variationen im Bezug auf Ausführung Eimerleiter und -kette, Wahl der Antriebsmaschine
(Dampf, Elektro, Verbrennungsmotor) und Zusatzausrüstungen wie Siebanlage
oder Förderband.
Für sog. Hochbaggerungen, also Erdabtrag über dem Planum, wurde in den ersten Jahren auch noch die Ausführungsform der Eimerkette mit vorwärtsschneidenden Eimern angeboten. In dieser "Urform" des deutschen Eimerkettenbaggers, als erster Trockenbagger von LMG 1883 gebaut, arbeitet jeder Eimer wie ein kleiner Hochlöffel und die gefüllten Eimer befinden sich im obenliegenden Teil der Kette. Da man damit weder ein sauberes Profil erstellen noch unter Planum baggern konnte, setzte sich diese Bauform nicht durch.
1935 haben die kleineren alten Standard-Typen bei
Leistung und Gewicht zugelegt, außerdem kamen mit den Typenbezeichnungen
"0" und "Z(a)" zwei neue Kleinbagger mit hinzu (alle mit
Schienenfahrwerk). Die Maschinen wurden speziell als Ton- und Ziegeleibagger
beworben, fanden sich jedoch auch in Kies- und Sandgruben (nach /1/, /2/, /3/):
O&K |
Typ Za
|
Typ Z
|
Typ 0
|
Typ 1
|
Typ 2
|
Typ 3
|
Typ 5
|
Typ 15b
|
Eimerinhalt in Litern |
14
|
14
|
14
|
18
|
30
|
42
|
75
|
150
|
Baggertiefe |
7 m
|
7 m
|
8 m
|
610 m
|
12 m
|
12 m
|
13 m
|
14 m
|
Baggerleistung in cbm/Std. |
9-20
|
9-27
|
10-27
|
13,5-30
|
22,5-45
|
37,5-75
|
67,5-135
|
150-300
|
Fahrwerk |
Schiene
|
Schiene
|
Schiene
|
Schiene
|
Schiene
|
Schiene
|
Schiene
|
Schiene
|
Dienstgewicht |
4-5 to
|
5-9 to
|
6-10 to
|
10-16 to
|
17-25 to
|
22-34 to
|
30-48 to
|
50-70 to
|
Die Typen Z bis 1 waren nur mit elektrischen Antrieb oder Benzol/Rohölmotor zu bekommen, für die größeren Typen stand nach wie vor auch der Dampfantrieb zur Auswahl. Typ Z und 0 wurden nur mit geführter Eimerkette gebaut, alle anderen Typen waren wahlweise auch mit durchhängender Kette zu haben. Bis Anfang des 2. Weltkrieges wurde der Bau dieser Maschinen fortgesetzt, um dann 1949 zumindest bis zum Typ 5 wieder aufgenommen zu werden.
Eher als Kuriosität einzustufen ist die
ab 1937 beworbene Ausstattung eines O&K-Seilbaggers mit einer Eimerkette.
Für den "0,35cbm-Umbaubagger Type L" wurde eine knickbare Eimerleiter
mit 30 Liter fassenden Eimern gebaut, der Abwurf des geförderten Materials
konnte wahlweise nach hinten oder zur Seite erfolgen. Immerhin handelt es sich
aber um den einzigen schwenkbaren Eimerbagger, den O&K je gebaut hat. Als
Aushubleistung wird 45 cbm/Stunde angegeben bei Grabtiefen bis zu 4m. Die Fahrgeschwindigkeit
der Raupen konnte, anders als beim "richtigen" Universalbagger, in
4 Stufen zwischen 0,38 und 0,9 m/min eingestellt werden - der normale Seilbagger
war erheblich schneller. Das Gerät scheint kein Erfolg gewesen zu sein,
wurde aber, wie Werksfotos belegen, zumindest in einem Exemplar gebaut.
Sammlung Ad Gevers
|
Sammlung Ad Gevers
|
In Fachzeitschriften der 30er Jahre erschienen einige wenige Bilder dieses Spezialbaggers auf Raupen, deren Qualität wegen der schlechten Druckvorlage leider nur mäßig ist (/5/, /6/).
Eine letzte Erweitung des Programms nach unten erfolgt 1952 durch den "Klein-Eimerkettenbagger Type K", der mit 6 PS-Elektro- oder Dieselantrieb zur Ablösung der Handarbeit in den Tongruben kleiner Ziegeleien gedacht war /4/:
O&K | Typ K | Type K |
Eimerinhalt | 12 Liter | 12 Liter |
Spurweite Baggergleis | 600 mm | 900 mm |
Max. Baggertiefe | 2,5 m | 4,5 m |
Max. Baggerleistung in cbm/Std. | 18 | 18 |
Fahrwerk | Schiene | Schiene |
Dienstgewicht | 3,5 to | 4 to |
Einer dieser handlichen Maschinen auf 900mm-Spur
hat es in der Ziegelei Lage sogar zu Museumsehren gebracht und wird dort regelmäßig
vorgeführt.
1951 nahm ein Mitarbeiter von O&K den neu gelieferten Eimerbagger in der Ziegelei Ross KG in Rensing auf. Bei dem anderen größeren Bagger dürfte es sich um eine ältere Maschine von O&K oder LMG handeln, deren Typ aber noch nicht identifiziert ist:
Entsprechend der ab 1951 bei O&K angesagten rundlichen Formsprache der Baggerhäuser erfuhr auch der Eimerbagger "Typ Z" ein neues Design mit runden Ecken (was für ein Widerspruch!) und Fortfall der altertümlichen Sprossenfenster, welches ihm gar nicht so schlecht stand. Entsprechend dem Strukturwandel im Baugewerbe nahm die gefertigte Stückzahl der Eimerbagger jedoch bis Mitte der 50er Jahre rapide ab, ab 1959 finden sich keine diesbezüglichen O&K-Anzeigen mehr in den Fachzeitungen, so dass die Fertigung dieser Maschinen zu jener Zeit wohl eingestellt wurde.
Angesichts der erzeugten Stückzahl haben es etliche O&K-Eimerbagger aus Vorkriegsproduktion bis in die heutige Zeit geschafft. Sie werden sicher nach und nach auf dieser Seite vorgestellt werden.
Literaturnachweis:
/1/
|
G. Garbotz: Maschinenwesen beim Baubetrieb III/1, Berlin, Springer-Verlag, 1937 |
/2/
|
Orenstein&Koppel - Arthur Koppel AG: Spezial-Katalog No. 807 für Eimerkettenbagger, Berlin, 1911 |
/3/
|
Orenstein&Koppel: Eimerbagger, 4-s. Prospekt, Berlin, ca. 1930 |
/4/
|
Orenstein-Koppel und Lübecker Maschinenbau AG: Eimerbagger seit über 50 Jahren, 4-s. Prospekt, Berlin, Okt. 1952 |
/5/
|
Zeitschrift "Der Bauingenieur", Jahrgang 1940 |
/6/
|
Zeitschrift "Bautechnik", Jahrgang 1937 |
Anzeige 1950 | |||
Type Z (1949) | |||
Prospekt (1952) | |||