Als Ergänzung zu den im Erdbau und bei der Rohstoffgewinnung eingesetzten Feldbahnen boten sich Baggermaschinen an, zumal der deutsche Wettbewerber "Lübecker Maschinenbau- Gesellschaft (LMG)" diese bereits seit 1876 erfolgreich baute. Im Jahr 1902 wurde in der neugebauten "Waggon- und Weichenbauanstalt Spandau" die Fertigung von Eimerkettenbaggern aufgenommen, zunächst in Holzkonstruktion mit Antrieb durch Dampflokomobile oder Spiritusmotor oder auch von Hand. Der erste ganz aus Eisen gebaute Eimerbagger wurde von Spandau 1904 hergestellt mit einer stehenden Schiffsdampfmaschine als Antrieb. Neben dem Schienenfahrwerk für Trockenbaggerungen lieferte man von Anfang an auch Baggermaschinen auf Ponton für Nassbaggerungen. Die Nassbagger erreichten jedoch nicht die Stückzahlen der Trockenbagger und werden ab 1930 auch in den Prospekten kaum noch erwähnt.

Diese Entwicklung ab 1902 lief noch unabhängig von der weiter oben erwähnten LMG, erst 1911 übernahm die Orenstein & Koppel AG die Aktienmehrheit an der LMG. Die Vereinigung mit der Lübecker Gesellschaft bedeutete den Fortfall der Konkurrenzsituation und setzte das frei, was heutzutage hochgebildet als Synergie bezeichnet wird. Von da an konnten jedem Werk diejenigen Baggerkonstruktionen zugeteilt werden, die seiner besonderen Einrichtung am besten entsprachen. Der Bau der größeren Eimerbaggertypen, vorzugsweise für den Einsatz im Tagebau oder auf Schwimmkörpern, wurde nach und nach bei O&K eingestellt und der LMG in ihrem maritimen Umfeld überlassen.

Über Jahrzehnte hinweg blieben folgende Haupt-Typen der O&K-Eimerkettenbagger im Programm, hier die technischen Daten von ca. 1911 (alle mit Schienenfahrwerk) nach /2/:

O&K
Typ 1
Typ 2
Typ 3
Typ 5
Typ 10
Typ 15a
Typ 20
Typ 30
Eimerinhalt in Litern
18
25
35
50
100
150
200
300
Baggertiefe
3 m
4 m
5-8 m
6-8 m
6-8 m
8-10 m
10-14 m
12-18 m
Baggerleistung in cbm/Std.
8-16
19-37,5
40-52,5
67,5-90
112-150
140-188
320
480
Fahrwerk
Schiene
Schiene
Schiene
Schiene
Schiene
Schiene
Schiene
Schiene
Dienstgewicht
7-15 to
18-25 to
20-30 to
30-40 to
44 to
50-70 to
95 to
130 to


Wenn auch in großer Anzahl gebaut, so waren es keine exakt gleichen Seriengeräte, eher bediente man sich eines Baukastens, was man an der Spannweite der Leistungsangaben und Dienstgewichte gut sehen kann. Fast unendlich war die Anzahl der gelieferten Variationen im Bezug auf Ausführung Eimerleiter und -kette, Wahl der Antriebsmaschine (Dampf, Elektro, Verbrennungsmotor) und Zusatzausrüstungen wie Siebanlage oder Förderband.

Für sog. Hochbaggerungen, also Erdabtrag über dem Planum, wurde in den ersten Jahren auch noch die Ausführungsform der Eimerkette mit vorwärtsschneidenden Eimern angeboten. In dieser "Urform" des deutschen Eimerkettenbaggers, als erster Trockenbagger von LMG 1883 gebaut, arbeitet jeder Eimer wie ein kleiner Hochlöffel und die gefüllten Eimer befinden sich im obenliegenden Teil der Kette. Da man damit weder ein sauberes Profil erstellen noch unter Planum baggern konnte, setzte sich diese Bauform nicht durch.

1935 haben die kleineren alten Standard-Typen bei Leistung und Gewicht zugelegt, außerdem kamen mit den Typenbezeichnungen "0" und "Z(a)" zwei neue Kleinbagger mit hinzu (alle mit Schienenfahrwerk). Die Maschinen wurden speziell als Ton- und Ziegeleibagger beworben, fanden sich jedoch auch in Kies- und Sandgruben (nach /1/, /2/, /3/):

O&K
Typ Za
Typ Z
Typ 0
Typ 1
Typ 2
Typ 3
Typ 5
Typ 15b
Eimerinhalt in Litern
14
14
14
18
30
42
75
150
Baggertiefe
7 m
7 m
8 m
610 m
12 m
12 m
13 m
14 m
Baggerleistung in cbm/Std.
9-20
9-27
10-27
13,5-30
22,5-45
37,5-75
67,5-135
150-300
Fahrwerk
Schiene
Schiene
Schiene
Schiene
Schiene
Schiene
Schiene
Schiene
Dienstgewicht
4-5 to
5-9 to
6-10 to
10-16 to
17-25 to
22-34 to
30-48 to
50-70 to

Die Typen Z bis 1 waren nur mit elektrischen Antrieb oder Benzol/Rohölmotor zu bekommen, für die größeren Typen stand nach wie vor auch der Dampfantrieb zur Auswahl. Typ Z und 0 wurden nur mit geführter Eimerkette gebaut, alle anderen Typen waren wahlweise auch mit durchhängender Kette zu haben. Bis Anfang des 2. Weltkrieges wurde der Bau dieser Maschinen fortgesetzt, um dann 1949 zumindest bis zum Typ 5 wieder aufgenommen zu werden.

Eher als Kuriosität einzustufen ist die ab 1937 beworbene Ausstattung eines O&K-Seilbaggers mit einer Eimerkette. Für den "0,35cbm-Umbaubagger Type L" wurde eine knickbare Eimerleiter mit 30 Liter fassenden Eimern gebaut, der Abwurf des geförderten Materials konnte wahlweise nach hinten oder zur Seite erfolgen. Immerhin handelt es sich aber um den einzigen schwenkbaren Eimerbagger, den O&K je gebaut hat. Als Aushubleistung wird 45 cbm/Stunde angegeben bei Grabtiefen bis zu 4m. Die Fahrgeschwindigkeit der Raupen konnte, anders als beim "richtigen" Universalbagger, in 4 Stufen zwischen 0,38 und 0,9 m/min eingestellt werden - der normale Seilbagger war erheblich schneller. Das Gerät scheint kein Erfolg gewesen zu sein, wurde aber, wie Werksfotos belegen, zumindest in einem Exemplar gebaut.

Sammlung Ad Gevers
Sammlung Ad Gevers

In Fachzeitschriften der 30er Jahre erschienen einige wenige Bilder dieses Spezialbaggers auf Raupen, deren Qualität wegen der schlechten Druckvorlage leider nur mäßig ist (/5/, /6/).

 

Eine letzte Erweitung des Programms nach unten erfolgt 1952 durch den "Klein-Eimerkettenbagger Type K", der mit 6 PS-Elektro- oder Dieselantrieb zur Ablösung der Handarbeit in den Tongruben kleiner Ziegeleien gedacht war /4/:

O&K Typ K Type K
Eimerinhalt 12 Liter 12 Liter
Spurweite Baggergleis 600 mm 900 mm
Max. Baggertiefe 2,5 m 4,5 m
Max. Baggerleistung in cbm/Std. 18 18
Fahrwerk Schiene Schiene
Dienstgewicht 3,5 to 4 to

Einer dieser handlichen Maschinen auf 900mm-Spur hat es in der Ziegelei Lage sogar zu Museumsehren gebracht und wird dort regelmäßig vorgeführt.

1951 nahm ein Mitarbeiter von O&K den neu gelieferten Eimerbagger in der Ziegelei Ross KG in Rensing auf. Bei dem anderen größeren Bagger dürfte es sich um eine ältere Maschine von O&K oder LMG handeln, deren Typ aber noch nicht identifiziert ist:

Entsprechend der ab 1951 bei O&K angesagten rundlichen Formsprache der Baggerhäuser erfuhr auch der Eimerbagger "Typ Z" ein neues Design mit runden Ecken (was für ein Widerspruch!) und Fortfall der altertümlichen Sprossenfenster, welches ihm gar nicht so schlecht stand. Entsprechend dem Strukturwandel im Baugewerbe nahm die gefertigte Stückzahl der Eimerbagger jedoch bis Mitte der 50er Jahre rapide ab, ab 1959 finden sich keine diesbezüglichen O&K-Anzeigen mehr in den Fachzeitungen, so dass die Fertigung dieser Maschinen zu jener Zeit wohl eingestellt wurde.

Angesichts der erzeugten Stückzahl haben es etliche O&K-Eimerbagger aus Vorkriegsproduktion bis in die heutige Zeit geschafft. Sie werden sicher nach und nach auf dieser Seite vorgestellt werden.

Literaturnachweis:

/1/
G. Garbotz: Maschinenwesen beim Baubetrieb III/1, Berlin, Springer-Verlag, 1937
/2/
Orenstein&Koppel - Arthur Koppel AG: Spezial-Katalog No. 807 für Eimerkettenbagger, Berlin, 1911
/3/
Orenstein&Koppel: Eimerbagger, 4-s. Prospekt, Berlin, ca. 1930
/4/
Orenstein-Koppel und Lübecker Maschinenbau AG: Eimerbagger seit über 50 Jahren, 4-s. Prospekt, Berlin, Okt. 1952
/5/
Zeitschrift "Der Bauingenieur", Jahrgang 1940
/6/
Zeitschrift "Bautechnik", Jahrgang 1937

 

 

 

     
Anzeige 1950      
   
       
   
Type Z (1949)      
       
       
       
   
Prospekt (1952)      
       

 

Zurück zur Startseite